Mit der Wahrnehmung von Schmerzen gehen viele weitere Aspekte einher. Unsere Aufmerksamkeit richtet sich automatisch auf die Schmerzen. Wir spüren den Ort, die Intensität und die Art der Schmerzen. Wenn der Schmerz für uns keine offensichtliche Ursache hat, beginnen wir in der Regel, uns darüber Gedanken zu machen. Wir versuchen den Schmerz einzuordnen, zu bewerten und ihm eine mögliche Bedeutung zu geben.
Neben unseren Gedanken spielen Gefühle und Emotionen eine wichtige Rolle bei Schmerzen. Dabei ist Angst praktisch immer mit Schmerzen verknüpft. Diese emotionale Färbung erfüllt eine wichtige Funktion. Ohne Angst würden wir vielleicht nicht reagieren, um dem Schmerz zu entkommen. Wir würden zum Beispiel in der gefährlichen Situation verbleiben, uns nicht genügend erholen oder immer wieder in solche Situationen geraten. So führt Angst und Vorsicht zu einem Vermeidungsverhalten. Das berühmte Beispiel mit der heissen Herdplatte zeigt, dass eine gewisse Vermeidung sinnvoll ist, da wir uns sonst immer wieder verbrennen würden.
Gedanken und Gefühle sind also hilfreich für einen guten Umgang mit den Schmerzen. Sie lenken unsere Aufmerksamkeit und Energie auf das Problem, motivieren uns zum Handeln und drängen uns zu einer Lösung.
Wenn die Schmerzen jedoch nach einem bestimmten Zeitraum nicht wieder verschwinden, können uns mentale und emotionale Faktoren unter Umständen mehr schaden als nützen.
Unsere Gedanken kreisen um eine mögliche Ursache für die Schmerzen. Wir suchen medizinische Fachpersonen auf, in der Hoffnung, dass diese die Ursache finden und für uns beseitigen. Je länger die Schmerzen bestehen bleiben, desto stärker wird auch die Angst. Wir fürchten uns, dass der Schmerz vielleicht auf etwas Gefährliches oder Lebensbedrohliches in unserem Körper hinweist. Angetrieben von dieser Angst, suchen wir weiter nach möglichen körperlichen Ursachen – selbst nach unzähligen medizinischen Abklärungen.
Wir stecken sozusagen fest. Die zu Beginn antreibenden, motivierenden Gefühle und Gedanken wirken nun eher hemmend und blockierend auf uns. Wir sind permanent angespannt und so erschweren wir unserem Körper, seine selbst-regulierenden Funktionen gut ausführen zu können.
Das Schmerzerleben ist bei jedem Menschen unterschiedlich. Die persönliche Bedeutungs- und Sinneszuschreibung der Schmerzen bestimmt dabei massgeblich, ob wir diese als mehr oder als weniger schmerzhaft und belastend erleben.