IMMUNSYSTEM UND ENTZÜNDUNGEN

Immunsystem und Entzündungen

Immun- und Nervensystem kommunizieren ständig miteinander und beeinflussen sich gegenseitig. Bei einer Aktivierung des Sympathikus wird ebenfalls das Immunsystem benachrichtigt und hochgefahren. Gleichzeitig wird der Sympathikus aktiviert, wenn das Immunsystem etwas Bedrohliches registriert.

Das aktivierte Immunsystem versetzt sich vorsorglich in einen pro-entzündlichen Zustand, indem es entzündungsfördernde Botenstoffen ausschüttet. So bereitet es den Körper auf eine bevorstehende Gefahr vor und erhöht die Überlebenschancen. Das Immunsystem nimmt Umweltfaktoren wahr und beurteilt diese als «gefährlich» oder «harmlos». Wie bereits in «Schutzsysteme des Körpers» beschrieben, kann es sich dabei um verschiedene Arten von Störungen bzw. Stressoren handeln. Dazu gehören nebst Viren, Bakterien oder Verletzungen auch eigene Gedanken und Vorstellungen oder soziale und gesellschaftliche Faktoren.

Jede Bedrohungssituation geht also mit einer Entzündungsreaktion einher. Durch Entzündungen wird unser gesamtes Nervensystem, so auch die Nozizeption, empfindlicher. Diese Sensibilisierung hat zur Folge, dass Reize schneller wahrgenommen werden und die entsprechenden Systeme stärker darauf reagieren. So kann das Immunsystem einen verstärkenden Einfluss auf die Wahrnehmung von Schmerzen und anderen Reizen ausüben.

In der heutigen Zeit sind die meisten Ursachen für eine Bedrohungssituation nicht mehr direkt lebensbedrohlich. Vielmehr handelt es sich um andauernde oder sich wiederholende psychosoziale oder biologische Faktoren. Die Aktivierung von Immunsystem und Nervensystem ist dadurch weniger stark. Das natürliche Bedürfnis zu reagieren oder zu handeln ist schwächer und kann leichter unterdrückt oder ausgeblendet werden. Doch gerade diese Ausgleichsreaktionen sind wichtig, um wieder in den Entspannungs-Modus zu gelangen. Sehr oft merken wir jedoch diese chronische Anspannung kaum mehr, aber unsere Systeme bleiben in einem aktivierten und entzündlichen Zustand.

Bei andauernden oder sich wiederholenden Stress- oder Bedrohungssituationen wird ein weiteres System hochgefahren: Die Hypothalamus-Hypophysen-Nebennieren-Achse. Sie führt zur Ausschüttung des Hormons Cortisol. Cortisol ist bekannt als «Stress-Hormon» und hat wiederum einen Einfluss auf das Immunsystem. Bei manchen Personen führt die permanente Cortisol-Ausschüttung zu einer Überreaktion von Entzündungsprozessen, bei anderen Personen werden notwendige Entzündungsreaktionen nicht mehr richtig hochgefahren. Durch die anhaltende Aktivierung unserer Stress-Systeme kann das Immunsystem nicht mehr angemessen auf weitere Umweltstörungen reagieren.

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